Mittwoch, 27. April 2011

Schmerzen, Explosionen und ein blaues Wunder

Pünktlich vor den Osterfeiertagen überrascht mich mein Fahrrad damit, dass das Hinterrad achtert. Da ich nun keinerlei Talent im Zentrieren von Laufrädern habe und zudem auch schon vor einer guten Woche eine Speiche an diesem Rad gerissen war (der Fehler also tiefer liegen könnte), muss das gute Stück zum Mechaniker. Auf dem Weg zur Arbeit also schnell das Rad an der Werkstatt angeschlossen, Schlüssel mit einem Dreizeiler in den Briefkasten und fröhlich mit der Arbeit begonnen.

Donnerstag nachmittag dann ein Anruf der Werkstatt mit dem Satz, den ich so über alles liebe: "Das ist eine größere Sache" - genau genommen ist ein neues Hinterrad fällig. Mooment mal, ein neues Hinterrad? Das ist doch erst knapp über ein halbes Jahr und nur starke 1000km alt und hatte noch keinen Einsatz unter der Last von Urlaubsgepäck - wieso ist das so schnell hinüber? Auf jeden Fall möchte ich jetzt etwas richtig belastbares, damit das neue Rad länger durchhält.

So weit, so gut. Aber womit bewege ich mich während der Feiertage? Vier Tage ohne Velo bei bestem Frühlingswetter? Unmöglich!

Halt! Da müsste doch im Keller noch dieses Sportrad aus den 1980er Jahren stehen, dass ich vor einiger Zeit von Werner geschenkt bekam und dass ich als "Notrad" aufgehoben hatte. Und richtig, es steht noch da, top gepflegt. Schnell die Reifen aufgepumpt, die Ventile gangbar gemacht (ab einem gewissen Alter neigen die Blitz-Ventil-Einsätze zur Inkontinenz), nochmal aufgepumpt und los geht's.

Das Rad ist echt gut und natürlich allemal besser als zu laufen oder für jede Kurzstrecke das Auto zu nutzen, aber es ist mir zu klein. Denn ich bin länger als Werner und irgendwie gelingt es mir nicht, mich richtig bequem darauf zu setzen. Dazu noch der ungewohnte Sattel und der recht schmale und tiefe Lenker. Aber, wie gesagt, ein paar Tage wird das schon gehen.

Um es kurz zu machen: Strecken bis zu zehn Kilometer sind gar kein Thema, danach wird es ungemütlich. Und auf dem Heimweg von Ichenheim wetteiferten mein Hintern und meine Unterarme darum, wer stärkere Schmerzen ausstrahlen kann.

Zeitsprung. Heute, Mittwoch. Als ich bei der Arbeit ankomme, habe ich die großartige Idee, die Reifen des Ersatzrades mit der Druckluftpumpe auf Komfortdruck zu bringen. Klappt auch ganz gut. Nur leider knallt es eine Viertelstunde später recht bedrohlich in der Garage, in der das Rad steht. Der vordere Schlauch ist geplatzt - ich vermute, dass er schon ein gewisses Alter hat. Und zu meiner unendlichen Freude enthielt er nicht nur Luft, sondern auch eine recht große Menge einer hellblauen, klebrigen und etwas schleimigen Pannenschutz-Flüssigkeit, die sich großflächig am Vorderrad verteilt hat.

Es wird also Zeit für einen Besuch im Fahrradladen: Schlauch kaufen, denn so langsam gehen mir die Fahrräder aus... Als ich in den Laden komme, erfahre ich, dass die Reparatur meines Fahrrades soeben abgeschlossen wurde. Prima. Mit einem neuen Schlauch für das Notrad und deutlich erleichterter Geldbörse verlasse ich den Laden und gehe zu meinem Rad. Das hat ein neues Hinterrad bekommen, neue Ritzel und eine neue Kette. Und beim Aufsteigen fühle ich mich wie im Himmel - alles passt, alles ist bequem. Hach, wie schön.

Zurück beim Ersatzrad stelle ich dann fest, dass auch der Schlauch des Hinterrades inzwischen explodiert ist und ähnliche Mengen blauen Schleimes an die Umgebung abgegeben hat :( Na ja, besorge ich in den nächsten Tagen halt noch einen Schlauch, dann ist am Ersatzrad auch wieder alles in Ordnung. Jetzt genieße ich erst einmal wieder den Komfort meines Stammrades.



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Sonntag, 17. April 2011

Alkoholfreie Fastenzeit

Dieses Jahr kam ich auf die Idee, während der Fastenzeit, also während der starken sechs Wochen von Aschermittwoch bis Ostern, auf Alkohol und Tabak zu verzichten. Ich wollte einfach mal wissen, ob mich das stört. Nicht dass ich mich als abhängig von diesen Alltagsdrogen sähe - aber das tun Abhängige auch nicht. Und der Übergang vom gewohnten Feierabendbier oder -viertele zur ungesunden Regelmäßigkeit ist vermutlich fließend und nicht abrupt.

Gut, zurück zum Fasten. Als ich meine Absicht auf facebook postete, kam als Reaktion unter anderem: "Das kann er einfach nicht ernst meinen." Ironie, Zweifel an meiner durchaus noch steigerbaren Durchhaltefähigkeit - oder bin ich wirklich als derart trinkfreudig bei meinen Freunden bekannt? Darüber musste ich doch etwas länger nachdenken.

Aschermittwoch, Tag 1. Keine Entzugserscheinungen. Ich weiß nur nicht so recht, was ich abends trinken soll. Wasser ist langweilig und Softdrinks sind mir zu süß. Ich mache mir kalten Kräutertee, das geht.

Tag 2. Immer noch keine Entzugserscheinungen. Habe vergessen, rechtzeitig Tee zu kochen, um ihn zum Abendessen kalt zu bekommen. Apfelschorle schmeckt mir auch, allerdings nur etwa ein Fünftel Saft und vier Fünftel Sprudel, sonst ist es mir zu süß.

Tag 3. Beim Einkaufen sehe ich eine recht große Auswahl alkoholfreier Biere und erinnere mich daran, schon mal bei Bekannten eines getrunken zu haben, das echt lecker war. Dummerweise weiß ich nicht mehr, welches das war. Ich kaufe etwas von jedem und probiere heute das alkoholfreie Urgestein Clausthaler.

Die nächsten Tage probiere ich mich durch die verschiedenen Sorten und finde meine persönliche Rangfolge. Unter "superlecker" fallen Jever Fun und die alkoholfreien Weizen von Paulaner und Schöfferhofer. Später probiere ich in einer Wirtschaft das alkoholfreie Ulmer Pils - ebenfalls superlecker. Ebenfalls fein, aber etwas weniger: Warsteiner und die Lidl-Hausmarke Grafenwalder, auch das von Erdinger ist ok. Das einzige, was mir nicht so zusagte, war das "Original" Clausthaler. Das schmeckte mir zwar auch, hinterließ aber einen seltsamen Nachgeschmack - zugleich süßlich und metallisch.

Ich komme in den nächsten Wochen zu dem Schluss, dass ich mein gewohntes Feierabendbier trinke, weil ich den Geschmack mag, und nicht, weil ich die alkoholische Wirkung brauche. Beruhigend, das. Und da die alkoholfreien Sorten allesamt deutlich kalorienärmer sind als die normalen Biere, werde ich wohl dabei bleiben.

Ach ja, der Tabakverzicht... hat nicht geklappt. Irgendwann, knapp zwei Wochen nach Aschermittwoch, fiel mir auf, dass ich ganz aus Gewohnheit wie sonst auch alle paar Tage abends zur Pfeife gegriffen habe. OK, nächstes Jahr vielleicht - wenn bis dann jemand die nikotinfreie Ersatzpfeife bei gleichem Geschmack entwickelt hat :)

Noch eine Woche bis zum Ende der Fastenzeit - aber da mich der Alkoholverzicht bislang nicht störte, wird mir diese Woche auch nichts ausmachen. Die Erfahrung ist auf jeden Fall wertvoll.
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Freitag, 8. April 2011

Silbenproduktion

Es ist ja nun nicht so, dass ich kommunikaionsphob veranlagt wäre. Ich rede sogar sehr gerne mit Menschen. Aber in der Regel versuche ich, dies nur zu tun, wenn es auch etwas gibt, über das es sich zu reden lohnt. Die pure Silbenproduktion ohne Thema ist nicht so mein Ding.

Anders ging es einem mir nicht näher bekannten Berufskollegen, den ich vorhin auf dem Busparkplatz in Freiburg traf. Ich sah ihn schon so lauernd zu mir herübersehen, wartete kurz ab, aber erst, als ich mein Telefon zur Hand nahm, um meinem Bruder zum Geburtstag zu gratulieren, setzte er sich in Bewegung - und gleich darauf das Mundwerk:

"Grüß Gottle, ich komm mit meiner Gruppe aus Oberweckerstell und weiß grad nicht, wie lange man hier parken darf." (deutet auf ein Schild an den beiden Aussteigeplätzen) "Bloß ne Viertelstunde, was?"
Ich erkläre ihm, dass man nur auf dem beiden Aussteigeplätzen so schnell wieder wegmüsse, auf dem Rest des Parkplatzes dürfe man 4 Stunden parken.
"Ah, gut, 4 Stunden... Also so, wie es da überall auf diesen Schildern steht?" Ähm, ja, genau...
"Mit Parkscheibe?" Ja, zumindest wenn man den Schildern glauben darf...
"Ja dann ist es ja gut, dass ich eine Parkscheibe dabei habe. Weißt Du, die habe ich mir nämlich privat gekauft." Nein, weiß ich nicht. Und offen gestanden hätte ich den Tag auch ohne diese Information überlebt...
Er wendet sich ab und ich nehme wagemutig das Telefon erneut zur Hand. Da dreht er sich nochmal um.
"Ähm, darf ich nochmal stören?" Tun Sie bereits, guter Mann... "Ich wollt doch zu gern wissen," - blickt zu einer Tür mit dem großen Schild 'WC' rüber - "wo man hier mal aufs Klo kann." Das fragt er jetzt nicht im Ernst, oder?

Nachdem er mich noch ausgiebig über seinen weiteren Reiseverlauf informiert hat, verabschiedet er sich in Richtung Lokus. Und ich kann dann doch noch telefonieren :)
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