Dienstag, 15. März 2011

Labertasche, der schlaue Fernsprecher und die Tarife des Schreckens

Nachdem ich bei meinen guten Freunden Ines und Gunnar immer beeindruckt gesehen habe, was die beiden so alles mit ihren IPhones anstellen können, haben mich die Smartphones selbst auch gejuckt. Als mir dann Anfang des Monats das Finanzamt freundlicherweise eine Steurrückzahlung zukommen ließ, wurde das Jucken stärker.

Also mal in ein paar freien Stunden durch die Freiburger Innenstadt gebummelt und in allen möglichen elektronikverkaufenden Geschäften an den Smartphones herumgefingert.

Mir war recht schnell klar, dass ich eher ein Gerät haben möchte, das mit Android läuft. Irgendwie war mir das den entscheidenden Tick sympathischer als das IPhone.

Android "zum Anfassen" gab es bei meinem Besuch in verschiedenen Läden auf Geräten von Samsung und LG. Bei der Wahl zwischen diesen beiden gefiel mir vom ersten Eindruck Samsung besser, und ich hatte mich schon halb für ein Samsung Galaxy entschieden. Das Samsung Wave gefiel mir auch nicht schlecht, läuft aber unter dem System "Bada", für das es recht wenige Apps gibt, zum Beispiel keine so gute Geocaching-App, was an sich genommen für mich schon fast ein k.o.-Kriterium war.

Aber gut: Samsung. Nun scheint es ja Gesetz zu sein, dass neuzeitliche Handytarife mindestens so undurchschaubar sein müssen wie die deutschen Steuergesetze. Also hab ich mich erst einmal mit einem Becher Kaffee auf eine Bank gesetzt und mein bisheriges "Ist" - meinen Prepaidtarif von blau.de aufgedröselt. Da wäre einerseits das 1 GB-Datenpaket für 9,90 Euro, das jeden Monat meinen Surfstick fürs Netbook füttert. Der soll ja dann künftig wegfallen, da ich schon herausgefunden hatte, dass Smartphones als W-LAN-Hotspot fungieren können. Andererseits telefoniere ich im Monat für etwa 10-20 Euro, wobei mich eine Minute telefonieren oder eine SMS jeweils 9 Cent kosten. Ich habe also im Monat zwischen 100 und 225 Minuten bzw. SMS.

Auf zur Tarifsuche. Um das ernüchternde Ergebnis vorwegzunehmen: keiner lohnt sich. Das für mich günstigste wäre ein Telekomtarif für etwa 35 Euro im Monat gewesen, bei dem allerdings nur 100 Minuten frei gewesen wären, danach hätte es 29 Cent je Minute und 19 Cent je SMS gekostet. Diese Preise (29 und 19 Cent) galten übrigens bei jedem von mir geprüften Tarif bei Überschreiten der Freiminuten. Auch verboten alle Tarife ausdrücklich, das Telefon als W-LAN-Hotspot zu nutzen. Zwar verriet mir der nette Herr bei BASE, dass das Telefon als Hotspot arbeiten könne und sich wohl niemand beim Netzbetreiber daran stören würde, allerdings sind all die Smartphone-Tarife so gestaltet, dass das Surfen zwar unbegrenzt im Preis enthalten ist, die Geschwindigkeit aber ab einem recht geringen Datenvolumen auf die langsame GPRS-Geschwindigkeit gedrosselt wird. Bei der Telekom waren dies 300 MB, bei anderen Anbietern zwischen 150 und 500 MB. Da ich bislang mein 1 GB-Paket, das 30 Tage lang benutzt werden kann, mit dem Netbook immer etwa zu 60-70% ausgenutzt habe, denke ich, dass für Netbook und Smartphone zusammen mit einem Gigabyte gut auskomme, aber eben auch nicht mit viel weniger.

Die monatlichen Fixkosten für die Smartphoneverträge mit subventioniertem Telefon lagen überall zwischen 32 Euro im Monat (BASE mit 50 Freiminuten, danach teuer) und 55 Euro im Monat (O² mit der Reklame "Smartphone ohne Monstertarif" - haha, ebenfalls mit nur 50 Minuten). Am ehesten wäre noch ein Angebot von debitel interessant gewesen, da hätte es für 40 Euro im Monat 100 Freiminuten und zusätzlich eine zweite Simkarte mit Surfstick-Flatrate gegeben. Die hatten aber kein Telefon, das mir gefallen hatte, im Angebot.

Reichlich verwirrt, aber ohne Smartphone, bin ich dann nach Hause. Und habe mir im Internet die Modelle angesehen. Da bin ich dann auf einige Kundenmeinungen zum Samsung Galaxy gestoßen, die von einigen Softwareproblemen und Abstürzen berichtet hatten. Wesentlich besser schnitt das HTC Desire ab, das ich leider in keinem Laden ausliegen sah.

Auch wenn das bei einer solchen Anschaffung ein Risiko ist: ich kaufte mir das HTC, ohne es vorher ausprobieren zu können. Einfach nur das HTC, ohne Vertrag. Denn wenn man die etwa 360 Euro Kaufpreis durch die 24 Monate, die ein Vertrag mindestens laufen würde, dividiert, kommt man auf einen Geräte-Anteil von 15 Euro im Monat. Dazu Kosten durch die blau.de-Karte von 20-30 Euro im Monat, wobei es blau.de definitiv nicht interessiert, wie ich mein Gigabyte Datenvolumen verbrauche, ich kann also das HTC ganz offiziell per W-LAN mit dem Netbook verbinden. Und ich behalte die Freiheit, jederzeit einen günstigeren Tarif zu nutzen, wenn ich einen finde...

Ich habe das HTC nun eine gute Woche und bin begeistert. Die Bedienung hat sich mir selbst erklärt, die Installation neuer Apps klappt bestens, und selbst die virtuelle Tastatur (deretwegen ich mit meinen Wurstfingern etwas Bedenken hatte) lässt sich gut bedienen, wobei ich zum Tippen das Gerät meistens quer drehe, um größere Tasten zu bekommen. Das GPS ist sogar zum Geocachen genau genug, die Internetgeschwindigkeit ist auch am Netbook "chön chnell" (zumindest fixer als mein Surfstick, den ich zuvor benutzte). Und ich kann es so einstellen, dass es beim Roaming, also beim Aufenthalt in ausländischen Telefonnetzen, keine Datenverbindungen aufbaut - die werden sonst schweineteuer (49 Cent je MB, das wären für das Gigabyte, das daheim knappe zehn Euro kostet, 490 Euro!) - hohe Kosten, wie sie mir neulich mit meinem Surfstick entstanden sind, werden also vom Gerät vermieden.

Sprachqualität und Signalstärke sind auch gut, es ist also alles bestens. Die Kamera ist für eine Telefonkamera gut, kann aber bauartbedingt keinen "richtigen" Fotoapparat ersetzen. Für Schnappschüsse und kurze Videoclips aber absolut ausreichend. Woran ich mich noch ein bisschen gewönen muss, ist es, das Gerät abends ans Ladegerät anzuschließen, denn abends ist der Akku nur noch knapp halbvoll - dies scheint aber bei allen Smartphones so zu sein, was einleuchtet, denn der große Bildschirm, W-Lan, UMTS und Bluetooth brauchen natürlich mehr Strom als ein Einfach-Nokia, das keine Probleme hat, mit einer Akkuladung zwei Wochen auszuhalten.

Ich kann durchaus bestätigen, was mir Ines und Gunnar schon vorher ankündigten: man kann ohne so ein Teil leben, aber nur so lange, bis man eines hat ;) Meine Entscheidung, meine Prepaidkarte zu behalten, statt einen Vertrag abzuschließen, halte ich aber für richtig und ich würde auch jedem anderen raten, die Tarife vor Abschluss eines Vertrags genau durchzurechnen.

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